Solinger Neustart
Im Rahmen einer YouTube-Serie entwickelte der traditionsreiche Solinger Hersteller Puma in Zusammenarbeit mit Teilnehmern drei Messer. Wir haben das für Jäger interessanteste davon getestet.
Hunt to Survive heißt eine beliebte YouTube-Serie zu Überlebenstechniken in der Wildnis. Dabei muss man sich in herausfordernden Umgebungen behaupten und lernt nicht nur Jagd- und Überlebenstechniken, sondern auch den respektvollen Umgang mit der Natur.
Drei Modelle
Das große Keilermesser basiert auf dem Puma- Modell Rüdemann – ein robustes Werkzeug für schwere Arbeiten. Frischling heißt ein kompaktes, handliches Neckknife für feine Arbeiten im Alltag, konzipiert zum schnellen Zugriff. Für den Jagdgebrauch am interessantesten ist das Tec, ein Allrounder, der sich vielseitig einsetzen lässt, aber dennoch sehr robust ist. Dieses Modell haben wir für den RWJ ausgiebig im Revier getestet. Seine 10,7 cm-Klinge ist 4 mm dick und 3 cm breit, sie hat eine leichte Drop-Point-Form mit etwas heruntergezogener Spitze – nur 3 mm unterhalb des Rückens. Der vordere Teil ist zur Spitze am Rücken hin leicht angeschliffen, was für ein gutes Eindringvermögen sorgt. Durch die hochliegende Spitze und die mit rund 10 cm recht kurze Klinge ist das Messer allerdings zum Abfangen weniger geeignet – jedenfalls für alles, was größer ist als ein Reh oder Frischling. Das Tec ist ein Gebrauchsmesser für Schneidarbeiten.
Klinge aus D 2-Stahl
Als Stahl wird D 2 verwendet – ein hochlegierter Werkzeugstahl, der zur Gruppe der sog. Kaltarbeitsstähle gehört und gern für Messer verwendet wird. Die Legierung besteht aus Kohlenstoff (C) 1,5 – 1,6, Chrom (Cr) 11 – 13, Molybdän (Mo) 0,7 – 1 und Vanadium (V) 0,2 – 0,3 %. Wirklich rostfrei ist kaum ein Stahl, als rostbeständig gelten Stähle mit einem Chromanteil von über 13 %. D 2 „kratzt“ so gerade an dieser Grenze und gilt als halb rostfrei. Er bedarf also etwas Pflege, anders formuliert – feucht in eine Lederscheide stecken sollte man eine D 2-Klinge besser nicht. Dafür lässt sich dieser Stahl auf bis zu 62 HCR härten und ist ziemlich zäh, sodass er auch bei hoher Belastung nicht bricht. Puma härtet die Klinge auf 60 HCR – was mehr als ausreichend ist und noch einen Sicherheitsspielraum lässt. Auf dem Klingenrücken sind vor dem Griff flache Querrillen als Daumenauflage eingefräst. Hinter der Spitze gibt es eine Ausfräsung, an der sich mit einem Feuerstahl Funken erzeugen lassen. Dazu wird die Ausfräsung in einem Winkel von etwa 90 Grad mit gleichmäßigem, kräftigem Druck nach unten über den Feuerstahl gezogen. Dabei entstehen heiße Metallpartikel, die als Funken abspringen. Richtet man diese Funken auf ein vorbereitetes Zundernest aus trockenem Material wie Birkenrinde, Watte oder trockenem Gras, lässt sich so ein Feuer entfachen. Das wird man im Alltag kaum benutzen, aber die Ausfräsung ist bei feinen Schneidarbeiten auch ganz praktisch, um dort den gestreckten Zeigefinger aufzulegen…
G 10-Griffschalen
Der Griff aus grünem G 10 hat eine rote, optisch ansprechende Zwischenlage und ist mit drei Torxschrauben befestigt. Am Ende ist zur Befestigung einer Sicherungsschnur (Lanyard) eine Fangriemenöse eingelassen. Flache Fingerrillen sorgen für guten Halt, was auch nötig ist, denn die Oberfläche ist ziemlich glatt. Ein separates Parierelement fehlt, aber der Griff ist vor der Schneide heruntergezogen, sodass ein Abrutschen in die Klinge verhindert wird.
Vielseitige Scheide
Geliefert wird das Messer in einer passgenauen, schwarzen Kydexscheide mit Steelclips zum Befestigen am Gürtel, wahlweise senkrecht oder waagerecht. Die Scheide lässt sich durch Schlitze und Bohrungen aber auch variabel an der Ausrüstung befestigen, eine integrierte Drainageöffnung verhindert Staunässe und erleichtert die Reinigung. Das Messer rastet sicher in der Scheide ein und lässt sich leicht ziehen, eine zusätzliche Sicherung wird nicht benötigt.
Im Revier
Mit einem Gewicht von 226 g bei 22,2 cm Gesamtlänge ist das Tec zwar kein Leichtgewicht, aber gut ausbalanciert – es fühlt sich viel leichter an, als es ist. Seine Klinge erwies sich als sehr schnitthaltig und robust, selbst eine Kiste damit aufzuhebeln, war kein Problem. Nachschärfen lässt sich die Klinge mit herkömmlichem Werkzeug problemlos. Mit dem Testmesser wurden hauptsächlich Sauen, zwei Stück Rotwild und einige Rehe versorgt, wobei das Schloss nicht aufgebrochen, sondern geringelt wurde. Erst nach zwei Rehen und drei Sauen musste nachgeschärft werden. Ein Schalenwildschloss sollte man definitiv nicht mit der Klinge öffnen – wer stattdessen ringelt oder dazu eine Säge bzw. Schere einsetzt, hat sehr lange ein scharfes Messer.
Resümee: Pumas Tec ist ein gut verarbeitetes, sehr robustes Jagdmesser, das sich universell einsetzen und mit dem sich angenehm arbeiten lässt. Seine Kydexscheide ist praktisch, weil sich das Messer mit einem Griff ziehen und zurückstecken lässt, ohne Druckknöpfe oder ein anderes Sicherungselement zu öffnen. Der Preis (139 €) geht in Anbetracht der Qualität in Ordnung, für 20 € Aufpreis bietet Puma eine individuelle Lasergravur an wie seinen Namen oder ein Logo. Norbert Klups