Sieben goldene Gebote für die Treibjagd
Welche Regeln auf Gesellschaftsjagden gelten, steht auf der Rückseite des Jagdscheins. Doch gerade bei Treibjagden lauern Fallstricke, die einem sprichwörtlich den Kamm schwellen lassen können – und zwar völlig unabhängig von Alter und Erfahrung der Beteiligten. Situationen, die vermeidbar sind.
Es gibt Menschen, die treten in jedes Fettnäpfchen. Deshalb wird bestimmt auch in diesem Herbst wieder die ein oder andere Runde bei Schüsseltreiben als Lehrgeld gezahlt. Und damit kommt schon die erste Regel:
Wer an einer Gesellschaftsjagd teilnimmt, hat auch zum geselligen Teil zu erscheinen!
Beständer und Pächter geben sich oft sehr viel Mühe, einen schönen Ausklang ihrer Jagd zu gestalten. Allein schon deshalb gehört es sich nicht, ohne wirklich triftigen Grund davon fernzubleiben – alles eine Frage der Selbstorganisation, aber auch der Waidgerechtigkeit. Schließlich kommen wir nicht nur zusammen, um Beute zu machen. Wir ehren beim Verblasen der Strecke wie auch beim gemeinsamen Essen u. Trinken
- die erfolgreichen Schützen,
- die oft harte Arbeit der Treiberwehren
- und Hundeführer.
Dabei entstehen zwischenmenschliche Beziehungen, nicht selten Freundschaften, nachhaltige Verbindungen, die oft ein ganzes (Jäger)Leben halten...
Lasten auf mehrere Schultern verteilen
Stichwort Hundeführer – es gibt unterschiedlich passionierte Hunde. Vermutlich haben auch Sie schon mal erlebt, dass bestimmte Hunde auf der Treibjagd am liebsten jedes erlegte Stück apportieren möchten. Rangeleien unter Vierbeinern sind unschön und sollten nach Möglichkeit schon im Vorfeld vermieden werden. Ebenso wichtig ist aber auch, Führer solcher Apportier-Könige zu unterstützen. Ein Hase allein kann über weite Strecken schon schwer werden, drei sind eine nicht zumutbare Last. Unabhängig davon, ob wir selbst ein Langohr oder Hahn erlegt haben, bieten wir ungefragt unsere Unterstützung beim Wildtransport zum Jagdwagen an. Sehr hilfreich sind dazu Metall- oder klassische Hühnergalgen an der Jagdtasche oder Rucksack, um erlegtes Wild leichter zu transportieren.
Aufstehendes und Aufsteigendes Wild
Auf vielen Treibjagden gibt es keine reinen Treiberwehren mehr, oft mischen sich Durchgeh-Schützen mit Treibern. Und oft tragen gerade diese Durchgeh-Schützen erheblich zur Strecke bei. Und genau das gehört sich nicht:
Auf Vorstehschützen zulaufende Hasen beschießt man nicht von hinten auf die Keulen.
Das ist nicht nur kontraproduktiv für das Verwerten der schmackhaftesten Wildbretteile, sondern auch nicht besonders kollegial den Vorstehschützen gegenüber – die ja genau für diese Situation vor dem Kopf des Treibens abgestellt wurden!
Oft warten sie bei niedrigen Temperaturen oder seitlich aufs Ohr prasselndem Regen geduldig und lange auf anwechselndes Wild. Lassen wir ihnen die Freude! Generell muss gelten: Treiberwehr und Durchgeh-Schützen arbeiten für die Vorsteher. Das gilt übrigens auch für Fasane, die vor den Durchgeh-Schützen auffliegen und einige Meter weiter im gleichen Trieb wieder einfallen. Auch dann bleibt der Finger gerade – die nächste Gelegenheit kommt und so haben auch andere die Chance auf Jagderfolg.
Aber auch für Vorstehschützen gelten solche Spielregeln des Miteinanders:
Niemals wird EINDEUTIG meinen Nachbarn anfliegendes oder anlaufendes Wild diesem vor der Nase weg- oder vor die Füße geschossen!
Kontakt mit nichtjagenden Beobachtern
Oft erlebt und unvergessen bleiben plötzliche Begegnungen mit Otto-Normal-Bürgern im oder am Treiben – ganz egal, ob wegen Missachtung von Warnhinweisen oder aus reiner Neugier der Jagdablauf dann kurzzeitig unterbrochen werden muss:
Wir verhalten uns im Umgang mit Passanten immer vorbildlich.
Natürlich darf man deutlich, aber stets höflich auf Gefahren hinweisen, selbstredend machen wir das mit entladener und geschulterter Waffe. Denn in dieser Situation betreiben wir Öffentlichkeitsarbeit in Reinform, die sich nachhaltig auf die Jagd vor Ort, aber im Zeitalter von Social Media auch schnell überregional auswirken kann. Das Brechen der Flinte ist übrigens auch dann Pflicht, wenn man vor, während oder nach dem Treiben für einen Plausch mit Mitjägern zusammenkommt!
Strecke versorgen
Kennen wir auch alle – am Streckenplatz arbeiten zwei, die anderen 20 wärmen ihre Hände in den Hosentaschen oder widmen sich schon mal der Erbsensuppe. Viele sind durchgefroren und wollen eigentlich vorm Schüsseltreiben noch schnell nach Hause, um die Waffe wegzuschließen, den Hund zu versorgen und heiß zu duschen. Viele Hände, schnelles Ende gilt aber nicht nur beim Aufbrechen und Streckelegen, sondern in der Regel noch für den Folgetag, wenn abgezogen und gerupft werden muss. Die Jagdherren finden es meistens ganz wunderbar, wenn man beim Versorgen der Strecke seine Hilfe anbietet.
Kleine Geste, große Wirkung
Geschenke erhalten die Freundschaft: Auch wenn viele Beständer reflexartig betonen, das „sei doch nicht nötig gewesen“, freuen sie sich doch meist über eine gute Flasche Wein, eine Wildwurst aus eigener Jagd oder ein anderes (persönlich gemeintes) kleines Geschenk.
Beachten wir diese Dinge, steht einem harmonischen Jagdtag wenig im Wege. Waidgerechtigkeit, aber auch ein freundschaftliches, respektvolles Miteinander beginnt nicht erst beim Anblasen des Treibens – und endet nicht nach dem Streckelegen. Viele dieser Regeln beherrschen die meisten von Ihnen, doch vielleicht dienen sie dem ein oder anderen – ganz gleich ob Jungjäger oder „alter Hase“ – als kleine Gedächtnisstütze. Denn es sind eben gerade diese zwischenmenschlichen Erlebnisse eines harmonischen Treibjagd-Tages (und nicht die persönliche Strecke!), die uns und unseren Mitjägern oft noch jahrzehntelang im Gedächtnis bleiben.
Erst so werden aus Mitjägern dann Jagdfreunde... Benedikt Schwenen